Der Denksinn

Mit dem Denksinn erhalten alle Sinneseindrücke, Wahrnehmungen und Erfahrungen einen Sinn. Ich bilde mir ein Urteil. Ich verbinde und verknüpfe das Wahrgenommene mit meiner bisherigen Lebenserfahrung. Ein alltägliches Wort, ein Begriff erscheint mir plötzlich in einem anderen Licht. Eines der schönsten Beispiele hierfür gab uns J.W.Goethe, er sah die Pflanzen, betrachtete und studierte sie:
„Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung
Dieses Blumengewühls über dem Garten umher;
Viele Namen hörest du an, und immer verdränget
Mit barbarischem Klang einer den andern im Ohr.
Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleichet der andern,
Und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz,
Auf ein heiliges Rätsel. O könnt’ ich dir, liebliche Freundin,
Überliefern sogleich glücklich das lösende Wort!“
Dazu nutzen wir Stationen im Erfahrungsfeld und fordern unseren Denksinn. Wir sehen einen Vorgang und erleben das Auftauchen des „lösenden Wortes“. Die Begriffe sind schon da, wir müssen sie nur begreifen. Der Begriff „Gruppe“ ist uns vertraut, wir ahnen was eine Gruppe ist, und dieses Ahnen bildet unseren Denksinn. Den Denksinn schulen wir, das Denken der anderen zu beobachten. Das Interesse für das Denken der anderen steigert unser Hören zu einem Zuhören. Wir provozieren uns so, daß wir das Anstoßen unseres Denkens an eine „Denkbarriere“ erleben. Wir denken einfach nicht weiter: Das gibt es nicht, das geht nicht, das funktioniert nicht… Die Freude und Lust, beim Denken über diese Hürde zu springen, vermittelt uns ein ganz neues Lebensgefühl.

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